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Missglückter Rettungseinsatz: Warum verweigert Süd-Tiroler Rettungsleitstelle die Zusammenarbeit mit Nord-Tirol?

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Am vergangenen Wochenende ist es zu einem Lawinenabgang mit mehreren Verschütteten in der Nähe des Timmelsjochs gekommen. Obwohl ein Rettungshubschrauber aus Nord-Tirol in nur drei Minuten am Unglücksort hätte sein können, wurde dies von der Süd-Tiroler Rettungsleitstelle angeblich abgelehnt. Die Hilfe aus Süd-Tirol soll dann erst nach knapp einer Stunde am Unglücksort eingetroffen sein. Die Süd-Tiroler Freiheit verlangt nun Aufklärung und mahnt endlich eine bessere Zusammenarbeit der Rettungskräfte in ganz Tirol an.

Die Kritik richtet sich dabei ausdrücklich nicht gegen die freiwilligen Rettungskräfte, die unter Einsatz des eigenen Lebens den verunglückten Bergsteigern zur Hilfe geeilt sind, sondern vielmehr gegen die behördliche Engstirnigkeit, für die eine willkürliche Staatsgrenze offenbar wichtiger ist, als das Wohl der Patienten.

Die Rettungsorganisation aus Nord-Tirol hat folgende Sachverhaltsdarstellung an die Süd-Tiroler Landesregierung geschickt:

„Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Dr. Kompatscher!
… Am 31. März 2018 ging um 12.10 Uhr in Österreich ein Notruf über einen Lawinenabgang oberhalb der Timmelsalm ein, mit der Meldung Ganzkörperverschütteten eventuell mehrere Verschüttete. Da der Notfallsort eindeutig in Südtirol lag wurde der Einsatz um 12.15 Uhr an die Landesleitstelle Bozen übergeben, mit dem Hinweis, dass der ca. 3 Flugminuten entfernte Notarzthubschrauber Martin 8 einsatzbereit sei und sofort entsendet werden könnte. Dieses Angebot wurde von der Landesleitstelle in Bozen abgelehnt und Südtiroler Rettungskräfte (Bergrettung und der Rettungshubschrauber Pelikan) alarmiert. Um 13.05 Uhr meldete sich die Leitstelle Bozen in Innsbruck und teilte mit, dass die Südtiroler Rettungskräfte zwar in der Nähe sind, aber aufgrund des starken Nebels von Süden her nicht zum Unglücksort kommen – von Norden her sieht das Wetter wesentlich besser aus. Die Leitstelle Innsbruck alarmierte um 13.07 Uhr Martin 8 – zu diesem Zeitpunkt waren seit dem Notruf bereits 57 Minuten verstrichen. Um 13.11 Uhr wurde Martin 8 storniert, da die Südtiroler Einsatzkräfte doch noch zum Lawinenhang gelangen konnten.
Es wurde eine 4-köpfige Gruppe von einer Lawine mitgerissen, wovon 2 Personen verschüttet wurden. Eine verschüttete Person konnte sich selbst befreien. Eine deutsche Skitourengeherin war ca. eine halbe Stunde verschüttet, bis sie von ihren Begleitern befreit werden konnte. Ihre Körpertemperatur war bereits auf 33° gesunken, sie erlitt eine Lungenquetschung und Wirbelverletzungen – absolute Lebensgefahr! Nach der Bergung und Erstversorgung wurde die Patientin in das Landeskrankenhaus Bozen geflogen und nach einer Erstbehandlung in ein deutsches Krankenhaus verlegt. Aufgrund der näher zu hinterfragenden mangelnden Zusammenarbeit der Tiroler und Südtiroler Rettungseinheiten musste der Verschüttete zumindest 1 Stunde auf die lebensrettende Hilfe warten, obwohl hochprofessionelle Hilfe angeboten wurde und innerhalb von längstens 5 Minuten beim Verschütteten hätte eintreffen können. Die Überlebenschancen bei einem Ganzkörperverschütteten sinken auf 34 % ab, wenn der Verschüttete für einen Zeitraum von 18 bis 35 Minuten unter der Lawine liegt. Beiden Leitstellen war die Lebensgefahr der deutschen Touristen bekannt/bewußt! Es ist vollkommen unverständlich, warum die Leitstelle in Bozen das Angebot der Innsbrucker Leitstelle zur Entsendung des österreichischen Notarzthubschraubers trotz Lebensfahr ablehnte. Alle sprechen vom Wohl des Patienten, dieser fällt aber offenbar mangelhafter Zusammenarbeit zum Opfer bzw. muss über eine Stunde auf lebensrettende Hilfe warten. Im Sinne der Patienten ersuchen wir Sie, auf die Verantwortlichen im Südtiroler Rettungswesen dahingehend einzuwirken, Ländergrenzen abzubauen und eine intensive Zusammenarbeit in der Praxis zu verwirklichen. Für den Tourismus sind derartige Vorfälle mehr als kontraproduktiv – insbesondere dann, wenn in deutschen Medien über eine nichtfunktionierende Rettungskette in Tirol berichtet wird – da wird dann kein Unterschied zwischen Nord- und Südtirol gemacht.“

Die Süd-Tiroler Freiheit verlangt mittels einer Anfrage im Landtag nun Aufklärung über die Hintergründe dieses missglückten Rettungseinsatzes. Vor allem ermahnt sie aber die Landesregierung, die Zusammenarbeit der Rettungskräfte in ganz Tirol zu verbessern, damit zukünftig derartige Vorfälle nicht mehr passieren können.

Das Wohl des Patienten ist wichtiger, als die Frage, von wo die Rettungskräfte kommen.

L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.

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