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Leserbriefe: Zeitgeschichte – "Politische Instrumentalisierung"

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Der Historiker Dr. Leopold Steurer (Lb. vom 14.11.) kritisiert die von L.-Abg. Dr. Eva Klotz am 10.11. auf dem Soldatenfriedhof von Spondinig gehaltene Gedenkrede anlässlich des Endes des 1. Weltkriegs. Frau Klotz habe "kein Wort der Versöhnung, sondern nur das Aufwärmen alter Klischees und Argumente aus der Mottenkiste der historischen Erbfeindschaft zwischen Italien und Österreich" vorgebracht. Der Tenor in der EU sei laut Herrn Steurer vielmehr der, dass "historische Feindbilder, Vorurteile, gegenseitiger Hass und Grenzstreitigkeiten zwischen den Völkern und Staaten endgültig überwunden sind".

Freilich: Auch in Südtirol steht alles zum Besten. Es herrscht
interethnische Eintracht. Die Südtiroler bedanken sich bei ihren
italienischen Mitbürgern, dass sie mit ihnen in Frieden zusammenleben
dürfen, dass sie durch die faschistischen Symbole Tag für Tag
zwangsbeglückt werden und ihnen die Ehre zuteil wird, in der
italienischen Musterprovinz "Alto Adige" leben zu dürfen. Wer dies, so
wie Frau Klotz, anders sieht, betreibt "politische
Instrumentalisierung". Dieser Lieblingsbegriff unserer
faschistenfreundlichen Zeithistoriker und Gegenwartsrelativierer ist
wahrlich beeindruckend!

Cristian Kollmann
SÜD-TIROLER FREIHEIT, München/Laurein

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In seinem Leserbrief vom 14.11. ("Politischer Misston") wirft mir Dr.
Leopold Steurer vor, ein historisches Ereignis, nämlich die Umstände
des Waffenstillstands von 1918, "instrumentalisiert" und kein Wort der
Pietät für die Gefallenen gefunden zu haben. Leopold Steurer sollte
wissen, dass man Reden nicht auf der Grundlage eines kurzen
Zeitungsberichts beurteilt, sondern dass man sie vollständig kennen
muss. Schade, dass sich Dr. Steurer nicht die Mühe gemacht hat, nach
dem Inhalt der gesamten Rede zu fragen oder selbst nach Spondinig zu
kommen. Dann wüsste er, dass ich sehr wohl Worte der Pietät für die
Gefallenen gefunden habe und dass ein wichtiger Satz meiner Rede im
Zeitungsbericht falsch wiedergegeben worden ist: Ich habe nicht gesagt,
"Italien hat uns zweimal verraten", sondern, "Italien hat
Österreich-Ungarn 1915 verraten und 1918 hereingelegt; Treuebruch am
Anfang, Heimtücke am Ende; und einem solchen Staat sollten wir jemals
vertrauen?". Nächstes Mal, so hoffe ich, wird Dr. Steurer, der
Gepflogenheit seriöser Historiker folgend, zuerst die "Quelle" genauer
anschauen und dann urteilen!

L.-Abg. Dr. Eva Klotz,
SÜD-TIROLER FREIHEIT, Bozen

Archiv, Cristian Kollmann, Eva Klotz
Zum Leserbrief von Eveline Tschenett am 14.11.2008 in der Bezirkszeitung "Der Vinschger"
Leserbrief: Direkte Demokratie: Großprojekte endlich den Bürgern überlassen

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