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Andreas-Hofer-Feier in Gais – Gedenkrede von L.Abg. Bernhard Zimmerhofer

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Sehr geehrter Herr Pfarrer, geschätzter Herr Bürgermeister, geschätzte Schützen und Marketenderinnen, werte Anwesende Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Gais.
Heuer jährt sich zum 208. male der Tiroler Freiheitskampf rund um Andreas Hofer und seine Mitstreiter, der damals in ganz Europa für großes Aufsehen gesorgt hat.

Nach der französischen Revolution von 1789 wollte Napoleon, der selbsternannte Kaiser der Franzosen, Europa mit einem neuen Zeitgeist beglücken und hinterließ überall eine Spur der Verwüstung: Aufklärung! Weg mit allem Althergebrachten! Weg mit der Religion! Säkularisierung, so lauteten die Schlagworte!

Die Tiroler waren aber keineswegs bereit, sich unterzuordnen, sie waren es gewohnt, sich für ihre Eigenständigkeit einzusetzen und dafür auch zu kämpfen und mit Andreas Hofer hatten sie einen charismatischen und entschlossenen Anführer.

Die Tiroler wollten sich nicht ihre alten Privilegien nehmen lassen, ihr religiöses Brauchtum oder auch ihre Wehrfreiheit aufgrund des Tiroler Landlibells von 1511, das die Tiroler nur dann zu Kriegsdiensten verpflichten sollte, wenn es galt, das eigene Land zu verteidigen.

Nach erbitterten Kämpfen und anfänglichen Erfolgen mussten sich die Tiroler dann doch der Übermacht an Franzosen, Bayern und Sachsen beugen.

Auf Befehl Napoleons wurde Andreas Hofer am 20. Februar 1810 in Mantua hingerichtet. Auch auf Befehl Napoleons wurde Tirol im selben Jahr zwischen dem Königreich Bayern und dem Königreich Italien aufgeteilt. Die Grenze verlief auf der Höhe von Gargazon – Kollmann. Der südliche Teil wurde von Napoleon „Alto Adige“, zu deutsch „Oberetsch“ genannt, der nördliche wurde zu „Südbayern“. Tirol hatte also aufgehört zu existieren.
Aber schon im Jahr 1814, nach der endgültigen Niederlage Napoleons und nach dem Wiener Kongress wendete sich das Blatt. Tirol wurde wiedervereinigt und kam zurück zum Vaterland Österreich. „Alto Adige“ und „Südbayern“ waren von der Landkarte nach nur vier Jahren wieder verschwunden.

Danach hatte Tirol für 100 Jahre eine Ruh, bis dann 1915 das Königreich Italien auf hinterhältige Art und Weise den Bündnispartner Österreich-Ungarn angriff. Die reguläre Armee befand sich in schwerem Kampfe gegen die Russen in Galizien und zur Verteidigung der Heimat blieben nur mehr sehr Junge und Alte, und trotzdem konnte der Feind keinen Durchbruch erzielen.

Aber nach der bitteren Niederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns und aufgrund eines Geheimvertrages Italiens mit den Siegermächten wurde In der Folge Tirol erneut geteilt.

Die folgenden Jahre und Jahrzehnte waren für Tirol verheerend. Ich erinnere an die Zeit des Faschismus, an die Option, an die Anschläge der 60iger Jahre. Noch heute dürfen jene Süd-Tirol Aktivisten der 60iger Jahre nach so langer Zeit immer noch nicht in ihre Heimat einreisen. Eigentlich eine Schande für einen demokratischen Staat.

Damals, im Jahr 1809 kam die Gefahr mit Napoleon von außen. Heute kommt die Gefahr gleich von mehreren Seiten.

Zum einen von außen, durch die größte Migrationswelle seit dem 2. WK. Wenn der Zuzug weiterhin so anhält, dann riskieren wir über kurz oder lang zur Minderheit im eigenen Land zu werden. Viele erinnern sich nur zu gut noch an die Zwangsansiedlung durch die Italiener in den 50iger und 60iger Jahren, das die Majorisierung des Landes zum Ziel hatte.

Als Christen sind wir selbstverständlich aufgefordert und auch bereit, in Not geratenen und wirklich Bedürftigen zu helfen, das darf aber nicht ausgenutzt werden von Leuten, die kein Anrecht auf Sozialhilfe haben und somit unser gesamtes Sozialsystem in Gefahr bringen.

Unsere Vorfahren, unsere Eltern und Großeltern haben unter unglaublich schwierigen Bedingungen dieses Land aufgebaut und zum Blühen gebracht, und gerade diese haben ein Anrecht darauf, einen gesicherten und sorglosen Lebensabend zu genießen.

Gefahr droht zum anderen intern, durch destruktive und selbstzerstörerische Kräfte, denen alles ein Dorn im Auge ist, was irgendwie mit Tirol zu tun hat. Mit unseren Traditionen, mit unseren Tiroler Werten, mit unserer Tiroler Kultur oder auch mit unserer Religion. Sie wollen uns unserer Wurzeln berauben!

Jüngstes Beispiel, die vom Zaun gebrochene Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Kreuze in den Schulen, bzw. in allen öffentlichen Gebäuden. Dies war eine sehr hinterhältige Aktion, wenn man gerade jetzt wieder das Christentum angreift, wo es sonst schon mit großen Problemen zu kämpfen hat, ich denke da z.B. an den akuten Priestermangel.

Es mag schon sein, dass Italien ein säkularer Staat ist, d.h. es gibt eine strikte Trennung zwischen Kirche und Staat, aber Süd-Tirol ist bekanntlich nicht Italien und das Kreuz gehört selbstverständlich zu unserem öffentlichen Leben dazu. Außerdem hat es in dieser Angelegenheit ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes gegeben, das besagt, dass in Italien die Kreuze dort bleiben können wo sie sind!

Wenn diese Forderung durchgegangen wäre, was wäre denn dann als nächstes gekommen? Die Wegkreuze müssen weg? Die Glocken vom Kirchturm sind zu laut und müssen verstummen? Die Gipfelkreuze müssen herunter?
In anderen Ländern ging man schon viel weiter: So hat man in der Schweiz z.B. verlangt, dass das Schweizer Kreuz aus der Landesfahne entfernt wird. Wollen wir es wirklich soweit kommen lassen?

Wir Süd-Tiroler respektieren fremde Kulturen aber die unsere muss selbstverständlich auch respektiert werden. Wir verlangen von den neuen Mitbürgern, dass sie sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen, unsere Sprache erlernen und in den verschiedenen Vereinen aktiv mitarbeiten. Nur dann kann Integration gelingen!

Liebe Landsleute:
Wir gehen also leider sehr unsicheren Zeiten entgegen! Große Veränderungen stehen an, nicht nur hier in Süd-Tirol, sondern weltweit. Alles ist in Bewegung, Altbewährtes wird oftmals einfach über Bord geworfen. Die EU steckt in der größten Krise seit Bestehen, Stichwort Flüchtlingskrise, Schuldenkrise, Bankenkrise oder Brexit. Nach dem Schengen Abkommen, nach der Öffnung der Grenzen, nach der Entfernung der Grenzbalken am Brenner, nach der Einführung der gemeinsamen Währung droht jetzt wieder der Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten.

Wir wollen und werden aber sicher nicht tatenlos zuschauen und die Gestaltung unserer Heimat und unserer Zukunft anderen überlassen, sondern diese selbst in die Hand nehmen!
Jede Veränderung birgt dabei auch große Chancen. Diese werden wir nutzen um unser Land von der rauen See in einen sicheren Hafen zu steuern und das kann nur eine Wiedervereinigung der Tiroler Landesteile bedeuten.

Dieses Dorf, diese Gemeinde, diese Täler, diese Berge und Bäche, diese Menschen, das ist Heimat, das ist unsere Heimat und Heimat bedeutet Geborgenheit und Sicherheit!
Schauen wir deshalb auf unsere einzigartige Heimat, denn das sind wir all jenen schuldig, die sich für sie unter großen Entbehrungen eingesetzt haben und ganz besonders jenen, die für sie in den Kriegen ihr Leben gelassen haben!

Bernhard Zimmerhofer
Gais, 19. Februar 2017

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