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44. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes – Rede von Roland Lang

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Am Samstag, den 7. April fand in Terlan die 44. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes statt. In seiner Rede ging der SHB-Obmann Roland Lang auf verschiedene politische Themen ein. Beim Totengedenken erinnerte er auch an kürzlich verstorbene Häftlingsfrau Maria Mitterhofer.


Werte Bundesversammlung!
Unser Vaterland Österreich ist zum ersten Mal bereit, den Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft anzubieten. Dies versichert das Koalitionsabkommen der Bundesregierung von ÖVP und FPÖ. Noch vor drei Jahren hatten alle Parteien den Antrag der FPÖ abgelehnt. Diesmal ließ sich die FPÖ nicht mehr abweisen. Alles schien schon auf gutem Wege, vor allem durch den unermüdlichen, selbstlosen Einsatz des Abgeordneten und FPÖ-Südtirolsprechers Werner Neubauer.
Doch kaum war das Koalitionsabkommen verkündet, erhob sich schon ein Italien weiter Protest-Chor. Sogar der Präsident des Europäischen Parlaments, der Forza-Italia-Vertreter und zuletzt Monti-Anhänger Antonio TAJANI, fühlte sich berufen, die österreichische Regierung zu kritisieren und ihr eine Nähe zu vergangenen Zeiten vorzuwerfen. Schnell fielen andere italienische Politiker in den Chor der Kritiker ein. Bundeskanzler Kurz eilte nach Straßburg, um Tajani zu besänftigen und zu versichern, Österreich werde seine Maßnahme mit Italien abstimmen. Außenministerin Kneissl gab die gleiche Versicherung gegenüber dem offensichtlich nicht minder rechtsgerichteten italienischen Außenminister Alfano ab. Eine unverständliche Zusage, denn Österreich ist ein souveräner Staat, und wir Südtiroler sind keine Untertanen der Italienischen Republik, mit denen man nach der Manier von Kolonialherren verfahren kann.

Es zeigte sich aber schnell, wie wir vom immer noch nationalistischen Italien gesehen werden: als eine Volksgemeinschaft, die man unverdient mit einer angeblich unvergleichlich fortschrittlichen Autonomie beglückt hat, und die darum keine weiteren Ansprüche zu stellen hat. Vor allem haben sich in dieser Sicht die Südtiroler nicht als Österreicher, sondern sollen sich hundert Jahre danach endlich im europäischen Italien restlos glücklich fühlen.

Nicht ein italienischer Politiker fand sich bereit anzuerkennen, dass Österreich nichts anderes im Sinne hat, als das, was Italien schon 1992 und erweitert 2006 für seine Italiener in aller Welt, ausdrücklich auch in Istrien und Dalmatien, schon ermöglicht hat, nämlich die Staatsbürgerschaft des ehemaligen Vaterlandes. Italien hat damals europäisch beispielhaft gehandelt. Den Südtirolern will Italien das Gleiche vom österreichischen Vaterland nicht vergönnen.

Doch noch viel mehr muss es uns befremden, dass der Landeshauptmann von Südtirol in den letzten Wochen alles hinter den Kulissen unternommen hat, um unser Anliegen in Innsbruck und Wien zu hintertreiben. Zunächst hatte er verhalten Zustimmung signalisiert, weil er die anfängliche österreichische Entschlossenheit bemerkte. Inzwischen hat der Landeshauptmann und mit ihm der Obmann der SVP, Achammer, ebenfalls in Wien erfolgreich durchgesetzt, das Thema zu vertagen. Für die Landtagswahlen wird es für die SVP also kein Thema sein. Südtirolpolitische Grundanliegen sind ihr nicht mehr wichtig.

Diese Jahrhundertchance, das österreichische Angebot, ist ihr nur lästig. Man will es vertagen und dann begraben. Natürlich wird das scheinheilig geleugnet. Aber damit kann der letzte Südtiroler von der Illusion Abschied nehmen, dass die SVP noch volkstumspolitische Anliegen vertritt. Sie geht seit Beginn der Amtsübernahme des LH den Weg der feigen, billigen Anbiederung an italienische Interessen.

Kein Wunder, dass sie auch im Fall Katalonien kein Wort der Verteidigung gefunden hat, ganz im Gegenteil. Auch die horrende Verfolgungspolitik der spanischen Regierung findet sie ganz in Ordnung. In Spanien gibt es heute viele politische Häftlinge, die nichts anderes getan haben, als mit demokratischen Mitteln den Volkswillen in einem Referendum zu erkunden und folgerichtig im katalanischen Parlament die Unabhängigkeit Kataloniens zu beschließen. Was wir heute in Europa ohne jeden Widerspruch irgendeiner Regierung erleben, ist die Wiederkehr des Nationalismus und der feigen Anbiederung ganz Europas. Das Europa der Gegenwart verrät alle angeblichen europäischen Werte. Es macht sich zum billigen Handlanger der spanischen Nationalisten.

Die Haltung des Südtiroler Heimatbundes ist klar: Wir kritisieren das scharf. Spanien ist nur noch eine Scheindemokratie, und Europa eine Gemeinschaft mit verratenen Werten.
Es ist unverständlich, dass es in Europa wieder politische Häftlinge gibt, die wegen ihres Einsatzes für die Selbstbestimmung verfolgt und eingesperrt werden. Jeder europäische Staat, der sich zum Handlanger nationalistischer Staatsanwälte und Regierungen macht, handelt gegen jede Rechtsstaatlichkeit und gegen den Gedanken eines freien Europas der Völker und Regionen.

Das österreichische Vaterland hingegen bitten wir, seine Maßnahme zum Doppelpass als souveräner Staat mit der gleichen Entschlossenheit durchzuziehen, die Italien gegenüber seinen eigenen Leuten bewiesen hat.

Ich möchte an dieser Stelle auch bekanntgeben, dass in den Räumen des Südtiroler Heimatbundes in der Laubengasse 9 in Bozen in Zusammenarbeit mit dem Andreas Hofer Bund für Tirol eine dauerhafte Ausstellung über den Südtiroler Freiheitskampf errichtet wurde. Die Eröffnung ist für Donnerstag, den 10. Mai um 18 Uhr festgesetzt. Dazu wird in der Gummer Gasse ein Zelt aufgestellt. Landesrat a. D. Dr. Bruno Hosp wird in seiner Rede das Ziel dieser Ausstellung erläutern. Wer an der Eröffnungsfeier teilnehmen möchte, sollte sich bitte bei mir oder bei Barbara Klotz ehestens anmelden. Die Ausstellung kann dann später selbstverständlich zu einem späteren Zeitpunkt auch angeschaut werden.

Über die diesjährige Kulturfahrt ins Kanaltal am 20./ 21. Mai (Pfingsten) wird uns Luis Prader mehr sagen können. Nur soviel, die Kostenrechnung ist noch nicht gemacht. Die Teilnehmerzahl musste auf 30 Personen eingeschränkt werden.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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